27.06.2022 Sarkome -…

Sarkome - bösartige Tumore im Weichgewebe oder in den Knochen

Sarkome können fast überall im Körper entstehen, und ihre Symptome sind schwer zu erkennen, da sie oft nur geringe Schmerzen verursachen und von den Betroffenen oft als harmlose Schwellungen abgetan werden. Da diese Tumore oft erst sehr spät in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt und von Nicht-Spezialisten behandelt werden, ist die Prognose im Vergleich zu anderen Tumorarten schlechter. Die häufigsten Knochensarkome sind das Osteosarkom, das Chondrosarkom und das Ewing-Sarkom. Weichteilsarkome sind häufiger und können in jedem Weichgewebe wie Fettgewebe, Muskelgewebe oder Nervengewebe auftreten. Sarkome sollten in spezialisierten Sarkomzentren mit entsprechender Erfahrung und Fachkenntnis behandelt werden. 

Die Spezialisten vom Universitätsklinikum Heidelberg

Professor Dr. Burkhard Lehner
© Universitätsklinikum Heidelberg

Prof. Dr. med. Burkhard Lehner ist Leiter der Sektion für Onkologische Orthopädie und Septische Orthopädische Chirurgie und ehemaliger Ärztlicher Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Sarkomzentrums am Universitätsklinikum Heidelberg. Er hat sich auf Knochenkrebs und Weichteilsarkome spezialisiert, insbesondere auf Osteosarkome, Ewing-Sarkome, Chondrosarkome, Knochen-metastasen, Riesenzelltumore und Weichteiltumore. Professor Lehner verfügt über besondere Kenntnisse in der Prothetik und der biologischen Rekonstruktion von Knochendefekten.

Dr. Stefan Hemmer
© Universitätsklinikum Heidelberg

Dr. med. Stefan Hemmer ist der Leiter der Station für Wirbelsäulenchirurgie am Sarkomzentrum des Universitätsklinikums Heidelberg. Er hat sich auf die Beurteilung der Stabilität von Wirbelsäulentumoren, die Resektion von Tumoren und die Rekonstruktion der Wirbelsäule, die Behandlung von Skoliosen und Wirbelsäulendeformitäten, die komplexe Behandlung von pädiatrischen Wirbelsäulenerkrankungen, die Behandlung von Spinalkanalstenosen und alle Arten von Wirbelsäulenfrakturen spezialisiert.

Fragen und Antworten

Die Fachärzte vom Universitätsklinikum Heidelberg, Stefan Hemmer und Burkhard Lehner, informieren über die ersten Symptome von Sarkomen und über moderne Ansätze in der Prothetik und Rehabilitation.

Es gibt keine eindeutige Ursache für Sarkome, die genannt werden kann. Die Genetik spielt eine eher untergeordnete Rolle. Eine Strahlentherapie in Verbindung mit einer anderen Erkrankung kann in seltenen Fällen zur Entstehung eines Sarkoms beitragen. Umweltgifte und Chemikalien wie Holzschutzmittel, Herbizide, Dioxin oder Arsen sowie chronische Entzündungen scheinen die Entstehung von Weichteilsarkomen ebenfalls zu fördern. 

Die chirurgische Behandlung eines Sarkoms erfordert ein hohes Maß an Erfahrung. Bei einer Operation muss der Tumor vollständig im gesunden Gewebe entfernt werden, wobei die Extremität erhalten und die Funktion so wenig wie möglich beeinträchtigt werden soll. Der Chirurg muss alle Möglichkeiten der Tumorresektion und auch der Rekonstruktion eines Knochendefektes nach Knochentumorresektion beherrschen. Entsprechende spezielle Tumorimplantate müssen vorhanden sein. Darüber hinaus muss in einem spezialisierten Zentrum ein individueller, auf die genaue Histologie des Patienten abgestimmter Behandlungsplan erstellt werden, der auch mögliche zusätzliche Therapieformen wie Chemo- oder Strahlentherapie berücksichtigt.

Weichteilsarkome sind in der Tat selten — mit einer Rate von zwei bis drei neuen Fällen pro 100.000 Einwohner im Jahr —, und sie machen 1-2% aller bösartigen Tumore bei Erwachsenen aus. Bei Kindern machen Weichteilsarkome einen wesentlich höheren Anteil der bösartigen Erkrankungen aus (etwa 5 %). Weichteilsarkome können in jedem Alter auftreten, sind aber häufiger zwischen 45 und 55 Jahren sowie vor dem 15. Lebensjahr. Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen.

Für Sarkome gibt es keine charakteristischen Symptome. Deshalb werden Sarkome oft erst spät entdeckt. Die meisten Sarkome verursachen zunächst eine schmerzlose Schwellung oder Beule. Mit zunehmendem Wachstum kann sich ein Spannungsgefühl in der betroffenen Stelle entwickeln. Wenn das Sarkom Nerven verdrängt oder in Nervengewebe einwächst, treten Schmerzen auf. Knochensarkome können Gelenkschmerzen, Gelenksteifigkeit oder einen durch den Tumor verursachten Knochenbruch verursachen.

Besteht der Verdacht auf ein Sarkom, ist es wichtig, kompetente Fachärzte mit umfassender Erfahrung in der Diagnose und Behandlung dieser besonderen Tumorart zu finden. 

Magnetresonanztomographie (MRT), Röntgen, Computertomographie (CT), Knochenszintigraphie und Positronen-Emissions-Tomographie (PET). Nach einer Visualisierung des Tumors mittels Röntgenaufnahme oder Magnetresonanztomografie ist eine Biopsie zur histologischen Bestätigung erforderlich. Wenn möglich, sollte die Biopsie in der Klinik durchgeführt werden, in welcher der Tumor anschließend operiert wird.

Für Patienten ist es immer am besten, sich an ein großes Zentrum zu wenden, das über die größtmögliche Erfahrung verfügt. Manchmal kann hier mehr für die Betroffenen getan werden oder erfahrene Experten bestätigen die Therapie und geben so mehr Sicherheit, dass das Richtige getan wird. Empfehlenswert ist es auch, eine Zweitmeinung einzuholen. Das Universitätsklinikum Heidelberg bietet dazu ärztliche Zweitmeinungen und Videosprechstunden an. Im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen werden Knochen- und Weichteilsarkome interdisziplinär diagnostiziert und behandelt. Das Heidelberger Sarkomzentrum zeichnet sich durch die hervorragende interdisziplinäre Zusammenarbeit der verschiedenen Fachrichtungen aus. In den wöchentlich stattfindenden Sarkomboards werden jährlich etwa 600 Patientenfälle besprochen und Therapien festgelegt. An diesem Sarkom-Board nehmen Orthopäden, Viszeralchirurgen, Plastische Chirurgen, Medizinische Onkologen, Strahlentherapeuten, Radiologen, Pathologen und Vertreter anderer Fachrichtungen teil, um die geeignete Behandlungsstrategie für jeden einzelnen Krankheitsfall festzulegen. Die meisten Sarkome treten an den Extremitäten und der Wirbelsäule auf und können nur durch eine chirurgische Entfernung durch die orthopädischen Chirurgen des Universitätsklinikums Heidelberg ausreichend behandelt werden.

Nach einer erfolgreichen Operation wird ein individueller Rehabilitationsplan erstellt, um die Funktion der operierten Gliedmaße oder des Rückens maximal wiederherzustellen. Die physiotherapeutische Behandlung erfolgt noch während des stationären Aufenthaltes zur Durchführung der Operation, um den Patienten möglichst schnell zu mobilisieren. Darüber hinaus wird ein individueller postoperativer Nachsorgeplan erstellt (für einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren). Zu Beginn können die Nachkontrollen alle drei Monate stattfinden, doch zukünftig können die Abstände zwischen den Kontrollen dann vergrößert werden. Nachfolgende Untersuchungen können ambulant durch-geführt werden. Dabei wird besonders darauf geachtet, ob sich neue Tumorzellen bilden, die dann umgehend behandelt werden.

Das Sarkomzentrum Heidelberg mit seinen hochqualifizierten Spezialisten verwendet moderne Implantate aus Titan. Auch in der Wirbelsäulenorthopädie kommen Implantate aus Carbon zum Einsatz, damit die anschließende Diagnostik im MRT und CT weiterhin max. effizient und sinnvoll. Dadurch kann auch eine evtl. postoperative Strahlentherapie mit Schwerionen ermöglicht werden. Darüber hinaus werden für Extremitäten und Becken silberbeschichtete Implantate zur Infektionsprophylaxe oder patientenindividuelle Implantate (3D-gefertigt aus Titan mit spezieller Oberfläche zur Optimierung des Knocheneinwuchses) verwendet. Zur Rekonstruktion großer Knochendefekte, insbesondere im Gelenkbereich, kommen modernste Tumorendoprothesen mit Silberbeschichtung oder maßgefertigte Metallimplantate zum Einsatz. Die Rekonstruktion erfolgt nach Möglichkeit biologisch mit patienteneigenem Transplantatknochen oder Fremdknochen.

Bei den meisten bösartigen Knochentumoren und bei vielen hochgradig bösartigen Weichteiltumoren wird zusätzlich zur Operation entweder vor oder nach der Operation eine individuell angepasste Chemotherapie durchgeführt. Bei einigen Knochentumoren kann eine Strahlentherapie erforderlich sein. Hochgradig bösartige Weichteiltumore werden in der Regel vor oder nach der Operation zusätzlich bestrahlt. Wenn möglich, in Form von Protonen- oder Schwerionenbestrahlung. Ionenstrahlen sind in manchen Fällen die bestmögliche Strahlentherapie, da sie besonders effektiv sind, sich sehr genau steuern lassen und kaum Nebenwirkungen verursachen. Protonen- und Schwerionentherapie treffen den Tumor viel genauer und bringen ihre therapeutische Energie genau in den Tumor ein - umliegendes gesundes Gewebe wird geschont und es treten weniger Nebenwirkungen auf. Am Heidelberger Sarkomzentrum wird für alle Sarkome eine Gentypisierung durchgeführt, um eine individuelle Therapie zu ermöglichen. Künftig können hochpräzise Behandlungsformen mit Chemo- oder Immuntherapie individuell an den jeweiligen Tumor angepasst werden.

Sarkom-Rezidive können wie bei allen Tumorerkrankungen auftreten. Diese können örtlich als Lokalrezidiv oder in Form von Metastasen, meist in der Lunge, auftreten. Um ein Rezidiv oder eine Metastasierung frühzeitig zu erkennen, erfolgt eine regelmäßige Nachsorge mittels Untersuchung und MRT des Operationsgebietes sowie einer CT der Lunge. Wenn möglich, werden diese Lokalrezidive oder Metastasen operativ entfernt, da dies mit einer besseren Prognose verbunden ist. Häufig ist eine systemische Therapie erforderlich (Chemotherapie oder gezielte Therapie, ggf. Teilnahme an einer klinischen Studie). 

Das Sarkomzentrum in Heidelberg

Das Sarkomzentrum in Heidelberg mit seinen hochqualifizierten Spezialisten setzt moderne Implantate aus Titan ein. In der spinalen Orthopädie werden ebenfalls Carbonimplantate eingesetzt, um sicherzustellen, dass eine nachfolgende MRT- und CT-Diagnostik so effektiv und aussagekräftig wie möglich bleibt. Dies kann ebenfalls eine postoperative Strahlentherapie mit schweren Ionen ermöglichen. Darüber hinaus werden silberbeschichtete Implantate für die Extremitäten und das Becken eingesetzt, um Infektionen vorzubeugen, oder aber patientenspezifische Implantate (3D-Implantate aus Titan mit einer speziellen Oberfläche zur Optimierung der Knocheneinbettung). Für die Rekonstruktion großer Knochendefekte, insbesondere im Gelenkbereich, werden modernste silberbeschichtete Tumorendoprothesen oder maßgeschneiderte Metallimplantate eingesetzt. Wenn möglich, wird die Rekonstruktion biologisch durchgeführt, d. h. unter Einsatz eigenen Knochenmaterials oder mit fremden Knochen.

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